Fusion von Vodafone und Unitymedia: Bleibt Bundeskartellamt außen vor?
Starten die EU-Wettbewerbshüter in dieser Woche eine intensive Prüfung des geplanten Deals zur Übernahme von Unitymedia durch Vodafone? Das Bundeskartellamt wollte diese Prüfung eigentlich nach Deutschland holen.

München/Düsseldorf – Bei der geplanten Übernahme des Kabelnetzbetreibers Unitymedia durch Vodafone könnte am Dienstag in Brüssel der nächste Schritt anstehen. Wie das "Handelsblatt" berichtet, könnte die EU-Kommission eine intensive Prüfung des Milliarden-Deals starten – das Bundeskartellamt würde dabei außen vor bleiben. Vodafone hatte die Fusion der beiden Unternehmen im Oktober offiziell bei den EU-Wettbewerbshütern angemeldet.
Prüfung durch Brüssel ein Vorteil für Vodafone?
Laut dem Bericht könnte die EU-Kommission das Zusammengehen der beiden Kabelnetzbetreiber vier Monate lang intensiv prüfen. Das Bundeskartellamt wollte die Prüfung an sich ziehen, da der Deal zwischen dem Unitymedia-Mutterkonzern Liberty Global und Vodafone vor allem Deutschland betreffe.
Wie ähnliche Fälle in der Vergangenheit gezeigt haben, wäre es von Vorteil, wenn Brüssel über die Übernahme entscheiden würde. In den Niederlanden konnte Vodafone beispielsweise den dortigen Kabelnetzbetreiber Ziggo erwerben und bildet dort jetzt ein Duopol mit der KPN.
Vodafone und Unitymedia würden den Kabel-TV-Markt dominieren
In Deutschland ist Unitymedia in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg aktiv, Vodafone in den übrigen 13 Bundesländern. Direkten Wettbewerb der Kabelnetze der beiden Anbieter gibt es somit nicht. Allerdings bietet Vodafone im Unitymedia-Verbreitungsgebiet immerhin VDSL-Anschlüsse mit bis zu 250 Mbit/s an.
Den Kabel-TV-Markt würde ein vereinigtes Unternehmen mit rund 80 Prozent Marktanteil dominieren. Kritik kommt unter anderem von Tele Columbus-Chef Timm Degenhardt, dem mit 13 Prozent Marktanteil drittgrößten deutschen Kabelnetzbetreiber. Er prognostiziert negative Auswirkungen auf den Wettbewerb. Es käme zudem zu reduzierten Investitionen in den Glasfaserausbau.
Starker Wettbewerber für die Telekom?
Die Deutsche Telekom befürchtet das Entstehen eines starken Konkurrenten in Deutschland – der per Kabel in immer mehr Orten sogar Gigabit-Internet anbieten kann. Telekom-Chef Tim Höttges spricht sich daher für die Übernahme des Verfahrens durch das Bundeskartellamt aus. Es gebe bei dem Bonner Konzern die Sorge, dass sich Vodafone zukünftig sogar die Live-Rechte an der Fußball-Bundesliga exklusiv sichere. Vodafone versucht hier aber zu beruhigen, man wolle keine eigenen Inhalte produzieren.
Telekom verfügt über größeres Glasfasernetz
Vodafone sieht sich durch die Fusion als "zweiter, starker Infrastrukturwettbewerber". Bei Breitband würde das dann größere Unternehmen laut "Handelsblatt" auf rund 30 Prozent Marktanteil in Deutschland kommen. Zum Vergleich: Die Telekom kommt auf einen Marktanteil von etwas unter 40 Prozent. Einen großen Vorsprung hat die Telekom bei ihrem Glasfasernetz: Dieses kommt auf eine Gesamtlänge von über 500.000 Kilometern, das Netz von Vodafone erstreckt sich dagegen nur auf einer Länge von rund 100.000 Kilometern. Dennoch will Vodafone bei Gelingen der Fusion bis 2022 25 Millionen Gigabit-Anschlüsse realisieren.
Entscheidung über Fusion im April 2019?
Spannend wird sein, ob die Wettbewerbshüter eine Regulierung des vereinten Kabelnetzes von Unitymedia und Vodafone anordnen – und eine Öffnung auch für Dritte. Eine endgültige Entscheidung über die Übernahme von Unitymedia durch Vodafone könnte nach einer vertieften Prüfung durch die EU-Kommission im April fallen.